Lockdown

P1020318Gegenwärtig beobachten wir einen zunehmenden Protest gegen die Lock-Downmaßnahmen der Regierung. Gleichzeitig lesen wir von wieder ansteigenden Infektionszahlen. Wir sehen Videos von Menschenmassen, die sich fröhlich abknuddeln und keine Angst vor Ansteckung zu haben scheinen.

Man könnte jetzt sagen: „ O.k., wenn ihr euch so entscheidet, kein Problem. Ihr seid frei in euren Entscheidungen.“ Aber, so einfach ist das nicht. Da wir in einer Gemeinschaft leben, sind alle anderen vom Verhalten aller irgendwie irgendwann betroffen. Wenn nämlich durch Sorglosigkeit die Infektionszahlen wieder in die Höhe gehen, wird eine Normalisierung des Lebens immer weiter hinausgeschoben. Das ist für alle zumindest lästig. Wer will schon monatelang mit Mundschutz herumlaufen? Aber es geht ja um mehr. Die Folgen der Pandemie sind schon jetzt nicht einschätzbar. Heute tagen die Spitzen von Regierungen und EU über zusätzliche Hilfsgelder. Es kann sich bei diesen astronomischen Summen schon jetzt keiner mehr eine Vorstellung davon machen. Jetzt also soll zusätzlich eine halbe Billion locker gemacht werden. Kein normaler Mensch, der sich seinen Lebensunterhalt verdient, kann das verstehen. Für die meisten von uns ist es so, dass man nur soviel ausgeben kann, wie man hat. Wenn man sich nicht daran hält, lebt man irgendwann von Sozialhilfe.

 

Für Regierungen gilt das nicht. Wir sollten aber nie vergessen, dass die Damen und Herren da oben nur „Angestellte“ des sogenannten Souveräns, des Wählers sind. Letzterer wird er am Ende die Zeche bezahlen. Ganz abgesehen davon, dass bei solchen Summen Korruption und Lobbyisten frohlocken.

Bedenklich stimmt auch, dass bei all dem die Parlamente überhaupt nicht gefragt werden. Frau Merkel, Monsieur Macron und Frau von der Leyen entscheiden das alleine. Wir erleben hier ein weiteres Mal, dass die Regeln der Demokratie aufgeweicht werden.

Gleichzeitig sorgen sich die Leute um den Datenschutz. Der scheint eminent wichtig zu sein. Wenn wir nach Südkorea schauen, sehen wir, dass die dort mit der Tracingapp gute Erfolge hatten. Wenn bei uns so was zur Sprache kommt, kochen sofort die Verschwörungstheorien hoch. Bill Gates und Georges Soros ante portas. Auf der anderen Seite tummeln sich Millionen auf Tinder und Facebook und kehren dort ihr Innerstes nach außen.

 

Das bisher Aufgeführte soll nur beispielhaft aufzeigen, wie das Verhalten Einzelner das Ganze beeinflusst.

 

Eigentlich geht es mir um etwas ganz anderes. Ich habe schon oft an dieser Stelle die Meinung vertreten, dass ich nicht an Zufälle glaube. Vielmehr glaube ich, dass alle Geschehnisse einen Sinn haben, den wir gleichwohl nicht immer erfassen. Dieser Sinn, der hinter allem steckt, muss auf den ersten Blick nicht immer vergnüglich sein. Wenn wir uns die Coronapandemie ansehen, entdecken wir recht deutlich, dass es, wie bei allem, auch Positives gibt. Die Globalisierung macht Pause. Fast ein Viertel der Weltcontainerflotte steht still. Dasselbe betrifft alle 400 Kreuzfahrtschiffe. Der Himmel über uns ist blau ohne Kondensstreifen. Vom Standpunkt der Luftreinerhaltung aus, ist das alles nur zu begrüßen. Während der hemmungslosen Globalisierung ging es um immer Höher und immer Weiter. Das ist jetzt verlangsamt. Die Globalisierung hat vor allem den großen Konzernen genützt, die Umweltgesetze umgehen konnten und fast keine Steuern bezahlen mussten.

Auch das private Dasein hat sich verlangsamt. Wir waren ja immer unterwegs von einem Event zum anderen. Sonntags waren die Autobahnen und Landstraßen voll. Alle unterwegs hin zu irgendetwas. Es war ja manchmal schon fast ein Zwang. Nur ja nicht zur Ruhe kommen.

Die jetzt immer öfter zu beobachtenden Massentreffen sind für mich Zeichen der Unfähigkeit, mit sich alleine zu sein. Sie sind eine Flucht vor sich selbst.

Wer sich  in den gegenwärtigen Zeiten auf die angeordnete Ruhe einlässt, wird entdecken, dass auch in den kleinen Erlebnissen eine große Freude sein kann. Durch die Einschränkung wird das Angebot kleiner und der Wert des Dargebotenen steigt. Wer sich nicht dagegen wehrt, erfährt durch die daraus resultierende Innerlichkeit eine längst vergessene Ebene des Lebens.

So kann auch Corona zu einer Yogalehrerin werden.

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