Der Populist

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Wenn ich mich nach der Mainstreampresse und den staatstreuen Medien definiere, dann bin ich ein rechtsradikaler, neonazistischer Rechtspopulist.

Ich befinde mich dabei in guter Gesellschaft. Ca. fünfzig Prozent der Deutschen sind bezüglich der herrschenden Politik in Bezug auf Themen wie Eurorettung, EU – Erweiterung und nicht zuletzt der Einwanderungspolitik meiner Meinung.

Wer meint, dass zum Beispiel Griechenland nichts im Euro zu suchen hat, ja, dass das ganze Europrojekt ein nicht durchdachter Wahnsinn ist, wer dann noch sagt, dass die Ukraine, Georgien, Mazedonien und Montenegro nicht in die EU gehören und glaubt, dass wir uns mit den Einwanderern auf Jahre und vielleicht Jahrzehnte immense Kosten und Probleme ins Land holen, der ist ganz schnell in unserer Gesellschaft.

Charles de Gaulle sprach von einem Europa der Vaterländer, deren Eigenarten einmalig und erhaltenswert sind und die sich aus freien Stücken auf bestimmten Gebieten zusammen schließen, weil es gemeinsame Interessen gibt. Heute hat sich dieses Vorhaben dahin geändert, dass man Staaten, die längst nicht dem Standard der EU entsprechen, hereinholt und in Kauf nimmt, dass die Bedürfnisse der eigenen Bürger nicht mehr gewahrt werden können. Man denke nur an die erhöhten Einbruchsraten und die Unsicherheit vor allem von Frauen auf den Straßen. Heute haben wir eine Bundeskanzlerin, die die sogenannten Visagradstaaten diskriminiert, weil diese ihre unüberlegte Einwanderungspolitik nicht mittragen wollen. Ich erinnere mich an den positiven Anfang, als Polen, Tschechien, die Slowakei und Ungarn in die EU eintraten. Mittlerweile sind wir für diese Staaten wieder die hässlichen Deutschen, die ihnen ihren Willen aufzwingen wollen, nachdem sie Jahrzehnte lang unter der Knute des Kommunismus gelitten haben. Ohne Ungarn und Tschechien, die ihre Grenzen für Deutsche öffneten, hätte der Prozess der deutschen Wiedervereinigung anders ausgesehen. Dankbarkeit der heutigen Regierung Merkel dafür? Keine Spur!

Wer diese Gedanken äußert, dessen Demokratieverständnis wird angezweifelt. Man beschimpft uns als dumpfe Stammtischbrüder, deren Bier umnebelte Hirne keines klaren Gedankens mehr fähig sind.

Ich war mein ganzes Leben lang ein politischer Mensch, der sich engagiert und Verantwortung für dieses Land verspürt hat.

Als Jugendlicher war ich bei der Evangelischen Industriejugend. Wir hatten damals zwei fantastische Sozialarbeiter, die die Gruppe führten. Sie entwickelten so was wie politisches Bewusstsein in uns Lehrlingen. Es waren die sechziger Jahre und wir hatten alle die autoritätsgläubigen Fünfziger durchlitten. Da gab es keinen Widerspruch gegen Eltern und Lehrer. Wir sogen dementsprechend die neuen liberalen und auch revolutionären Strömungen gierig auf. Ich sehe mich noch auf dem Sofa meines Onkels und meiner Tante sitzen, im leidenschaftlichen Bemühen, sie zum Kommunismus zu bekehren. Ich war so überzeugt damals, dass ich es nicht begreifen konnte, wie man da skeptisch sein konnte.

Ich erinnere mich an den Tag, als Rudi Dutschke angeschossen wurde. Wir waren fassungslos und verzweifelt und suchten nach einer Möglichkeit, etwas zu tun. Schließlich trafen wir uns im Büro der Sozialarbeiter und druckten auf der alten Abzugsmaschine Flugblätter, die das unpolitische Volk aufrütteln sollten. Noch in der Nacht gingen wir durch die Kneipen und Diskotheken und verteilten sie an das verständnislose Publikum.

Später kamen die großen Demos gegen den Vietnamkrieg mit Ho- Ho- Ho -Chi- Minh vor dem Amerikahaus. Dann wurden die Notstandsgesetze verabschiedet, die dem Staat das Recht gaben, in Notzeiten die Parlamente und Bürgerrechte außer Kraft zu setzen. Wir sahen schon wieder das dritte Reich seine schmutzigen Finger nach dem Land ausstrecken. Heute weiß kein Mensch mehr, dass es so was überhaupt gibt.

Später lief ich zehn Kilometer auf der Autobahn von einem der zu Hunderten dort geparkten Bussen nach Bonn hinein, um anlässlich des Besuchs des damaligen amerikanischen Vizepräsidenten George Bush gegen die Nachrüstung mit Pershing Raketen zu demonstrieren.

Der Einfluss dieser beiden Leiter der Industriejugend war so entscheidend für mich, dass ich ebenfalls Sozialarbeiter werden wollte. Ich wollte den Schwachen in der Gesellschaft helfen. Ich wollte politisches Bewusstsein bei Jugendlichen wecken. Beim ersten Praktikum als junger Berufsanfänger war ich in einem Sozialamt. Ich hatte die Menschen in sogenannten Verfügungswohnungen zu betreuen. Dort brachte man Leute unter, die aus der Bahn geworfen wurden und nicht mehr in der Lage waren, Ordnung in ihr Leben zu bringen: Ungebildete, Alkoholkranke, Leute, die es in keiner Arbeitsstelle lange aushielten. Kurz, der Bodensatz der Gesellschaft. Ich war damals in unserem Semester in einer Gruppe, die sich als ziemlich progressiv gerierte. Sozialamt war eigentlich nicht das, was uns vorschwebte. Wir wollten nicht die Müllmänner der Nation sein, die die Verlierer versorgten, damit sie keinen Ärger machten. Das war nicht revolutionär. Wir wollten Strukturen verändern. Gesellschaftlich tätig sein, nannten wir das.

Die letzten 25 Jahre meines Berufslebens unterrichtete ich Erzieherinnen in Methoden der Sozialpädagogik. Das, was man ganz konkret macht bei der Erziehung von Kindern und Jugendlichen. Ich hatte weiten Spielraum in der Festlegung meiner Unterrichtsinhalte und beschäftigte meine Schülerinnen mit Inhalten, die die Kollegen so nicht vermittelten. Und ein Thema lag mir immer besonders am Herzen, nämlich die Information über den Nationalsozialismus. Ich zeigte Filme über die Jugendarbeit der Nazis. Das waren ja unglaublich geschickte Pädagogen. Sie gaben den Jugendlichen ein festes Wertesystem, an dem sie sich orientieren konnten. Dazu vermittelten sie ihnen eine Vision vom Aufbau eines erneuerten Landes nach den Notjahren als Folge des ersten Weltkriegs. Sie verstanden auch eine Menge von Erlebnispädagogik und wussten, dass man Kindern und Jugendlichen etwas für Herz, Seele und Gefühl geben muss sowie ein Wertesystem, an dem sie sich orientieren können. Genau das muss auch heutige Pädagogik leisten, eine Pädagogik, die zum Ziel hat, unabhängige, selbst denkende Menschen zu erziehen.

Heute sehe ich eine seit dem Kriegsende nicht mehr dagewesene Meinungsunterdrückung in diesem Land. Wer nicht für die Politik der Kanzlerin Merkel ist, die in fast allen Presseorganen und im Fernsehen vertreten wird, ist antidemokratisch. Irgendwie tut das nach so einem lebenslangen politischen Werdegang schon weh.

 

 

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