In jedem Menschen steckt die Sehnsucht nach Frieden, Glück und Harmonie mit sich und seiner Umwelt. Er sieht sich von unendlich vielen Angeboten umgeben, die versprechen, ihm dabei zu helfen und ihn letztlich ans Ziel zu bringen.
Irgendwann, so der geheime Gedanke in uns, sind wir angelangt. Dann ist alles Kämpfen vorüber und wir sind in immer währendem Frieden.
Unser Bemühen, dies zu erreichen ist in der Regel ziemlich schwankend. Wir lesen ein Buch und glauben, das ist es. Wenn ich den Anweisungen folge, werde ich ans Ziel meiner Wünsche kommen. Schließlich stellen wir fest, dass das doch nicht der Fall ist und wenden uns wieder einer anderen Methode zu oder belegen einen weiteren Meditationskurs.
Zehn Tage Zazen, das wird es bringen. Oder ein Vipassana – Retreat. Wir kehren nachhause zurück und bald hat uns der Alltag wieder.
So geht die Zeit und damit unser Leben dahin.
In lichten Momenten stellen wir fest, dass die einzige stabile Komponente bei all dem Bemühen, der stetige Wandel ist.
Ich verfolge seit Jahrzehnten Berichte von spirituellen Aspiranten, in denen sie berichten, dass es ihnen jetzt besser geht, dass sie eine viel feinere Wahrnehmung des Seienden haben als früher, dass sie mehr Harmonie usw. erfahren. Es ist jedoch nie zu Ende. Stets liegt in diesen Reports ein Hauch von Unzufriedenheit und der Ausdruck, dass noch viel getan werden muss.
Ich glaube, das ist der falsche Ansatz.
Wir sollten dahin kommen, dieses ständige Auf und Ab als das reale Leben zu betrachten.
Im Yoga wird gesagt, dass die materielle Welt aus drei Grundkomponenten besteht. Dem Trägen, dem Bewegten und dem Gleichgewicht von beiden. Diese drei Komponenten sind in ewiger Bewegung und wir sind Teil davon.
In den Yoga Sutren wird in Sutra 2 definiert, was Yoga ist. Es heißt dort: „Yogas citta vrtti nirodhah.“ Die Übersetzung lautet: „Yoga ist die Unterdrückung der Fluktuationen des Denkens.“ Dann, so heißt es, erkennt sich der Mensch als das geistige Wesen, das er schon immer ist, das er aber in seiner Verwirrung nicht erkennt, da er sich im Wirbel des Materiellen verliert.
Was dort ausgesagt ist, bedeutet nichts weniger, als dass die Gedanken mit ihrem ständigen inneren Lärm zum absoluten Stillstand gekommen sind.
Das Bild, das dabei gerne gebraucht wird, ist das eines Teiches, dessen Wasser vollkommen unbewegt ist und man ohne verzerrende Reflexionen auf den Grund sehen kann. Auch ein Windhauch oder störender Gedanke kann daran nichts mehr ändern.
Um dahin zu kommen, bedarf es einer ungeheuren Konsequenz in der Lebensführung, ja alles muss diesem Ziel untergeordnet sein.
Deswegen zogen sich Yogis und Eremiten in die Einsamkeit zurück, damit nichts Störendes in ihre tägliche Praxis eindringen konnte.
Einige waren erfolgreich. Viele wurden wahnsinnig, wie in den Berichten über die Asketen auf dem Sinai zu lesen ist.
Ich denke, dass es realistischer ist, guten Mutes sein Dasein zu leben. Hinzufallen, wieder aufzustehen und das aber mit positiver Haltung, dass es das ist, worauf es ankommt.
Der Weg ist das Ziel. Die Art und Weise, wie wir auf dem Weg sind, zählt.
Es heißt nicht umsonst: „Ein jeder nehme sein Kreuz auf sich.“ Es hilft alles nichts, wir sind aus dem Paradies vertrieben worden und müssen lernen, das auch zu akzeptieren.
Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten und weiter!