Es heißt, man kommt nackt und man geht nackt. Alles, was einem wichtig war, ist nur Schall und Rauch.
Der Weise, heißt es, weiß das und fängt am besten gar nicht an, materielle Güter anzuhäufen oder sich in weltlichen Dingen zu verlieren.
Wenn man also von vorne rein weise ist, setzt man sich in eine meditative Haltung und lässt die Welt an sich vorüber ziehen.
Wenn das alle machen würden, was wäre dann, und vor allen Dingen, wo wären wir? Wo wäre die ganze technische Entwicklung, der sogenannte Fortschritt? Säßen wir noch auf den Bäumen?
Vor diesem Problem standen auch die Autoren der Bhagavad Gita, ein paar hundert Jahre vor unserer Zeitrechnung. Damals gingen viele in die Wälder, um der Welt zu entsagen und Erleuchtung zu erlangen.
Dies wurde zu einem gesellschaftlichen Problem, denn es waren nicht die Schlechtesten, die die Welt verließen.
Es stellte sich die Frage, wie kann man spirituell leben und trotzdem in der Welt bleiben? Es gibt ja auch ganz verschiedene Charaktere. Nicht jeder ist dafür geschaffen, rein geistig zu leben.
Die Antwort des Yoga ist Karma-Yoga. Um diese „Technik“ nachvollziehen zu können, ist eine Grundannahme erforderlich:
Alles, was existiert, hängt zusammen. Nichts existiert für sich alleine (oder können Sie alleine ein Auto bauen, mal ganz banal?). Wenn also alles miteinander verbunden ist, handelt es sich bei allem existierenden um einen lebendigen Organismus. Wir alle erhalten, gemäß unserem Karma, das, was wir zum leben benötigen. Daraus folgt, dass jeder auch etwas dazu beiträgt. Nicht für sich, sondern für das Ganze.
Im 12.Kapitel der Gita erklärt Krishna den zentralen Gedanken des Karmayoga: „Diejenigen, die mir jede ihrer Handlungen als eine Opfergabe darbringen, werden mich am schnellsten erkennen.“
Handeln als spirituelle Gabe. Ein Akt der Hingabe. Dies ist ist die einzige Möglichkeit, nicht im Anhaften am Materiellen zu versinken.
Die nächste Grundhaltung im Karmayoga ist, das man alles, was einem begegnet als sinnvoll und als eine Gelegenheit ansieht, für sich etwas Positives daraus zu machen.Der Karmayogi nimmt alles als Geschenk Gottes an, fügt seinen Teil hinzu und gibt das Geschenk zurück.
Aus den bisher erwähnten Punkten ergibt sich die nächste Aussage, nämlich:
„Frage nicht nach den Früchten deines Handelns.“
Das nächste Prinzip ist:
Alles, was getan werden muss, ist wert gut getan zu werden.“ Es gibt keine Priorität bei dem, was man tut. Staubsaugen ist genau so viel wert wie Raumschiffe konstruieren.
Ich möchte hier eine kleine Geschichte aus Japan erzählen. Eines Tages kommt ein Besucher in ein Zenkloster und verlangt den Meister zu sprechen. Man führt ihn zu einem Mann, der sorgfältig den Hof kehrt! Es war der Lehrer, der sich für diese Arbeit nicht zu schade war. Von einem hohen Erkenntnisstand aus ist es egal, welche Tätigkeit man gerade ausführt.
Die geschilderte Art des Handelns ist durchgängig. Es ist nicht möglich, nicht zu handeln. Auch Meditation ist Handeln.
Wenn es uns gelingt, unser Tun nach diesen Prämissen auszurichten, haften wir nicht an und verlieren uns im Strudel der Welt.