Schattierungen

Der Weise, so heißt es, sitzt in gelassener Ruhe auf seiner Yogamatte und lässt das Treiben der Welt in wahrnehmender Teilnahme gelassen an sich vorüberziehen und – lässt sich dabei nicht hineinziehen.

Ich habe in dem Essay:„Das Weltbild des Yoga“ über die drei Gunas geschrieben, aus denen nach der Vorstellung der Yogis die materielle Welt, mithin alles was wahrnehmbar ist, aufgemacht ist.

Guna bedeutet Strick oder Seil. Wie beschrieben, gibt es drei davon und alle drei sind in unterschiedlichem Maß in jedem Gemachten. Wenn wir beispielsweise total wütend sind und zu 90% vom Raja Guna dominiert sind, so lauert im Hintergrund schon das Tamas der Erschöpfung und noch weiter hinten ist auch Sattva vorhanden, das darauf wartet, wieder zu wachsen und den klaren Verstand wieder zur Geltung zu bringen. So sind diese drei Grundbausteine in ständiger Bewegung und in ständigem Wechsel.

Wir sollten sehr misstrauisch werden, wenn uns jemand einzureden versucht, ein Mensch oder eine Sache sei vollkommen schlecht oder gut. Selbst Hitler sagt man ja nach, dass er sehr charmant sein konnte und Schäferhunde liebte.

Wie ja meiner Leserschaft mittlerweile bekannt, bin ich gesellschaftspolitisch interessiert und beobachte, was in der Welt vorgeht, ohne den ersten Satz dieses Artikels aus dem Sinn zu verlieren.

Die USA haben gegenwärtig einen Präsidenten namens Trump und der ist schlecht und zwar vollkommen, so schildern es uns zumindest die deutschen Medien. Nach der oben genannten Theorie und auch nach dem gesunden Menschenverstand kann das nicht stimmen.

Nun muss man in Betracht ziehen, dass amerikanische Präsidenten keine gewöhnlichen Menschen sind. Sie sind Vorstandsvorsitzende der Hegemonialmacht auf diesem Planeten. Um da hinzukommen, muss man ein eisenhartes Ego und den unbedingten Willen zur Macht haben, denn der Weg ins weiße Haus ist eine Ochsentour. Wenn man da letztlich angekommen ist, dann ist man Herr über Leben und Tod. Moral spielt bei den zu treffenden Entscheidungen nicht die erste Geige. Truman entschied, zwei Atombomben über Japan abzuwerfen. Die Folgen sind bekannt. Er tat dies in dem Wissen, dass die Japaner mit ihrem Samuraiideal jedes Haus auf jeder ihrer Inseln erbittert verteidigt hätten und dieser Krieg noch Jahre einen hohen Blutzoll gefordert hätte. Die Lichtgestalt Kennedy war sehr wohl informiert über die unheilige Allianz zwischen CIA und Mafia, die geschmiedet wurde, um Fidel Castro zu stürzen und die in der kubanischen Schweinebucht jämmerlich scheiterte.

Am 4. August 1964 wandte sich Lyndon B. Johnson an seine „dear Fellowamericans“, indem er ihnen die Lüge auftischte, dass der Zerstörer Maddox im Golf von Tonking von Nordvietnam angegriffen wurde und es Zeit sei:„to take action“. Das führte zu dem fürchterlichen Vietnamkrieg mit seinen bis zu fünf Millionen Toten, davon fast sechzigtausend„ dear Fellowamericans“. Während der Regierungszeit des liberalen Carter und des Konservativen Reagan wurde Saddam Hussein nach besten Kräften durch Waffen und Geheimdienstnachrichten bei seinem achtjährigen Angriffskrieg gegen den Iran unterstützt, bei dem es auch zu verheerenden Giftgasangriffen durch Saddam kam. Damals wurden iranische Kinder mit Giftgasverletzungen auch nach Deutschland geflogen, um behandelt zu werden.

Als Saddam dann aber die „Tankstelle Amerikas“- Kuwait angriff, wurde er durch Bush sen. mit dem ersten Irakkrieg zur Ordnung gerufen.

Sein Sohn George W. belog die Welt wieder, indem er wahrheitswidrig behauptete, der Irak hätte „weapons of mass destruction“, was nicht stimmte. Durch diese Lüge wurde der ganze nahe Osten ins Chaos gestürzt und war der Beginn von Al Kaida und letztlich IS.

Wir Normalsterblichen haben Skrupel, wenn wir eine Katze überfahren und das ist gut so. Amerikanische Präsidenten spielen in einer anderen Liga. Sie sind auch nicht durchwegs unsympathisch trotz ihrer hier kurz umrissenen Taten.

Einer aber, Mr. Trump ist vollkommen unsympathisch. Darin sind sich alle einig. Was er tut, ist grundsätzlich falsch. Gemessen an den Taten seiner Vorgänger vermag ich nur „Peanuts“ zu erkennen. Er ist angetreten mit dem Motto:„America first“. Da er einen Amtseid darauf geleistet hat, nur das Beste für sein Land zu wollen, ist das auch nicht zu kritisieren. Jahrelang liefen Globalisierungsgegner gegen das Handelsabkommen TTIP Sturm. Er wischte es vom Tisch. Lob bekam er keines. Er traf sich mit dem Diktator Nordkoreas. Immerhin ein Anfang, um die verhärteten Fronten aufzuweichen. Falsch, heißt es! Damit mache er Kim nur salonfähig. Kein Krieg ist in Sicht, den er anfangen könnte. Es war kurz die Rede davon, dass er 5000 Soldaten in das von Bürgerkrieg bedrohte Venezuela schicken würde. Ein Protestaufschrei ging durch den deutschen Blätterwald.

Es wurden Arbeitsplätze geschaffen und China in die Schranken verwiesen. China, das sich jahrzehntelang ungeniert über Patentrechte und Urheberrechte hinwegsetzte, das seine Märkte verschlossen hält, das ganze Südchinesische Meer bis hinunter zu den Philippinen zu seinem Eigentum erklärt und sich ungeniert und vor allem ohne feste Rechtsnormen anschickt, Hegemon zu werden.

Frauenfeindlichkeit wirft man ihm auch vor. Bisher sind aber keine gravierenden Übergriffe bekannt geworden. Da war der beliebte Kennedy ein anderes Kaliber.

Ich halte ihn jetzt nicht gerade für einen Sympathieträger, aber ich kann es auch nicht leiden, wenn man Dinge nur einseitig sieht und wenn ich das Gefühl habe, manipuliert zu werden.

Nichts ist nur weiß und nichts ist nur schwarz.

P.S. Das Bild zu diesem Beitrag zeigt ein Denkmal für Ho Chi Minh, Onkel Ho, wie wir ihn damals nannten, dem Befreier Vietnams in Saigon, dem heutigen Ho Chi Minh Stadt (aber das sagen nicht einmal die Saigoner).

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